Selbstbewusstsein als fortwährender Prozess

In meiner Praxis begegne ich oft Menschen, die an einem geringen Selbstbewusstsein leiden und im Rahmen der therapeutischen Arbeit gern mehr davon bekommen möchten. Diesem Wunsch wohnt oft eine Vorstellung inne, in der das fehlende Selbstbewusstsein als eine Art Mangel erlebt wird. Typisch sind Sätze wie: „Wenn ich nur mehr Selbstbewusstsein hätte, dann...“
Ich finde die Vorstellung eines Mangelerlebens schwierig und möchte dieser gern die Vorstellung vom „Selbstbewusstsein als fortwährenden Prozess“ entgegensetzen. Dieser impliziert die Frage, wie ich im Alltag immer wieder neu mein Selbstbewusstsein stärke beziehungsweise schwäche. Diese Vorstellung lenkt den Fokus auf die eigenen Glaubenssätze und Bewertungen, die im Alltag ständig stattfinden. Sind diese erst einmal identifiziert, lassen sie sich auch verändern, insofern man sich dazu entscheidet. So wird man von jemandem, der einfach zu wenig hat zum Akteur.
Diese Glaubenssätze und Bewertungen der eigenen Person, beziehungsweise des eigenen Handelns entstehen meist sehr früh in der eigenen Lebensgeschichte in Verbindung mit bedeutenden Beziehungserfahrungen.

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